Das Christkind braucht kein Internet
Nasse Socken und brüchige Kipferl
Also meine Briefe ans Christkind sind schon eine ganze Weile her. Erinnern tue ich mich noch immer gerne an das vorweihnachtliche Ritual. Wenn wir in der Küche neben dem Holzofen saßen und unsere Zehen noch ganz wurlig waren, weil sie von der Kälte draußen endlich wieder Normaltemperatur erreichten. Die nassen Socken und Handschuhe vom Schlittenfahren im Mostviertel hangen nun an der Ofenstange. Mama war mit den ersten Vanillekipferln beschäftigt und wir hofften, dass hie und da ein nicht ganz so wohlgeformtes Exemplar für uns abfiel. Ja, jetzt war für mich die richtige Stimmung zum Christkind-Briefschreiben da.Weihnachten im Mostviertel anno dazumal
Die Auto-Korrektur hieß Mama
Geschrieben haben wir alles Mögliche und Unmögliche. Das Wichtigste wurde natürlich an vorderster Stelle gereiht: Ein roter Schibob mit Lenkung wird dringend von mir benötigt und für den Einkaufsladen muss endlich eine „richtige“ Kasse her. Schon das Dahinphantasieren, was denn das Christkind alles so bringen könnte, war ein berauschendes Glücksgefühl an sich. Aber wie schreibt man denn all diese phantastischen Dinge? Unsere Auto-Korrektur hieß damals Mama, sie hat uns die gröbsten Fehler geflüstert und der Tintenkiller erfüllte das „Delete“ der 70er Jahre. Schöner wurde der Brief dadurch nicht. Aber wir konnten ihn ja noch mit bunten, handgemalten Weihnachtsbäumen retten.Der bunte, handgemalte Brief ans Christkind
All die Wünsche
Wohin mit all den Briefen ans Christkind? Ganz klar: An das Postamt in Christkindl bei Steyr. Dort werden zwar nicht all die Wünsche im Brief erfüllt, aber auf jeden Fall beantwortet. Unglaubliche 2 Millionen Briefe wandern zur Weihnachtszeit durch diesen bemerkenswerten Ort. Wer sich seiner Sache ganz sicher sein will, bringt sie persönlich aufs Postamt. Es ist auf jeden Fall eine sehr lohnenswerte Fahrt vom romantischen Hotel RelaxResort Kothmühle quer durchs Mostviertel, wenn auch Steyr nicht mehr in unserem Viertel liegt. Dort kann man seine ganze „nicht“ digitale Weihnachtspost abstempeln lassen, was in der heutigen Zeit vielleicht schon wieder besonders ist. Selbstverständlich mit einem Christkindlstempel per Hand.Vom romantischen Hotel quer durchs Mostviertel nach Steyr und mit dem Oldtimer Postbus nach Christkindl
Das Christkind pendelt
Der Weg nach Steyr lohnt sich besonders Anfang Dezember. Da in der Zeit der Schmiedeweihnacht eine Vielzahl von Schmieden ihr Handwerk am offenen Feuer darbieten. Wer es nicht so zünftig mag, dem ist mit dem Weihnachtsmusem am Michaelaplatz besser gedient. Christbaumschmuck mit sage und schreibe 14.000 Exponaten können hier bestaunt werden. Von Steyr nach Christkindl muss man unbedingt mit dem nostalgischen Oldtimer Postbus der 50er Jahre pendeln. Sein Hupen erinnert eher an das Krächzen einer Krähe. Spätestens hier kommen Kindheitserinnerungen hoch.Meine Briefe haben es nie bis Christkindl geschafft. Der Postmann oder besser gesagt Postfrau Mama hat sie immer still und heimlich an sich genommen. War sicher auch besser so, wie sonst hätten es Schibob und Verkaufskasse unter den Christbaum geschafft.
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Fotocredits:
Brief ans Christkind, Weihnachten im Mostviertel: Hotel Kothmühle
Briefmarke am Brief: Shutterstock
Oldtimer Postbus: M. Spannring
Schmiedweihnacht: Neumayr
Wallfahrtskirche Christkindl: Meidl
Weihnachtsmuseum: Zachl
Christkindl-Postamt: Christkindlwirt
Alle anderen Fotos: TVB Steyr