Räuchern im Mostviertel
Leichte Anleitung für zu Hause
Räuchern ist so alt wie das Feuer selbst. Wir sprechen mit Cilli Deinhofer, Kräuterpädagogin und Bio-Bäuerin über dieses uralte Brauchtum und wie es im Mostviertel auch heute noch gelebt wird.
Wie wurde denn zum Beispiel vor 100 Jahren hier im Mostviertel geräuchert? Gab es da überhaupt Weihrauch?
Damals hatte jeder zu Hause einen Ofen, in dem am Abend immer das Feuer brannte. Es war für die Menschen ganz selbstverständlich, die Glut aus dem Ofen zu nehmen und in ein „Haal“ zu geben, ein Henkelgefäß. Weihrauch war für die meisten Menschen viel zu teuer und so räucherten sie Wacholderzweige, Tannen- und Fichtenzweige. Alles, was ätherische Öle enthielt und so geräuchert einen angenehmen Duft verströmte.
Du erzählst, das Räuchern ist so alt wie das Feuer selbst. Haben wir Menschen schon immer gerne gezündelt?
Ja, man kann sich das so vorstellen, dass der Mensch mit der Entdeckung des Feuers gleich mal ausprobiert hat, was wie brennt. Der duftende Rauch schärft unsere Sinne. Er lässt uns uns genau darauf konzentrieren, was jetzt im Moment passiert. Dass rund ums Feuer sitzend der Rauch uns auch vor der Dunkelheit hinter uns schützen sollte, ist nur allzu verständlich. Die Menschen haben sich damals richtig eingeraucht. Durch Versuch und Irrtum haben sie gelernt, dass der Rauch von unterschiedlichen Kräutern und Pflanzen auch unterschiedlich auf uns wirkt.
Dieses Wissen ist allerdings wieder verloren gegangen. Für mich war es ganz neu, dass man mit getrockneten Pflanzen räuchert. Ich kannte nur den Weihrauch.
Weihrauch ist auch wirklich toll zum Räuchern. Er durftet herrlich, ist entzündungshemmend und anti-viral. Etwas ganz Typisches, das wir im Winter wunderbar räuchern können, ist von alt her das Kräuterbüscherl vom Sommer von Maria Himmelfahrt. Getrocknet kann man im Winter einzelne Kräuter auf eine glühende Kohle legen und die Düfte der, zumeist Frauenkräuter, aus dem Sommer entfalten sich sofort. Noch einfacher kann man die Kräuter einfach nur in einem Metallsieb über ein Kerze halten. So kann ich im Alltag sofort unkompliziert räuchern. Meine Nase war zuvor etwas verstopft, jetzt, wo ich den Salbei und Weihrauch rieche, öffnet sie sich gleich. Die Pflanzen der ätherischen Öle, die ihr in der Sauna verwendet, um die Atemwege frei zu machen, kann man ebenfalls gut räuchern.
Was hat es denn nun mit den Rauhnächten auf sich?
Die Rauhnächte gehen noch auf die Kelten zurück. Es sind einfach die längste und dunkelsten Nächte des Jahres rund um Weihnachten. Traditionell geht man im Mostviertel am Heiligen Abend, zu Silvester und am 6. Jänner, dem Dreikönigstag am Abend ausräuchern. Das wird noch in vielen Bauernhöfen so gemacht. Man geht auch in den Stall und erbittet den Segen für die Tiere, aber auch in jedes Schlafzimmer. Natürlich kann man auch schon am 20. Dezember, in der längsten Nacht des Jahres, ausräuchern gehen. Wie oben schon erwähnt, wer gerade keine Kohle, aber doch ein bisschen Weihrauch zur Hand hat, kann den Weihrauch auch auf ein Stück Alufolie legen und so mit einem Sieb über eine Kerze halten.
In der Kothmühle gehen wir mit unseren Gästen am Heiligen Abend mit Rosen-Weihrauch und Myrrhe ausräuchern.
Myrrhe ist auch ganz toll, sie wirkt auch reinigend. Besonders wertvoll finde ich das Wissen, dass man mit verschiedenen Kräutern und Pflanzen aus der Natur dem Körper und der eigenen Psyche durch Räuchern etwas Gutes tun kann. Und es lohnt sich, dieses Wissen auch heute noch weiter zu geben.
Das finden wir auch! Danke, Cilli!
Räuchermischungen (kleinschneiden):
Freude: Zitronenmelisse, Hagebutte, Brennessel, Fenchel, Zitronenschale
Reinigung: Salbei, Engelwurz, Lavendel, Wacholder
Entspannung: Kamille, Lorbeer, Holunderblüten, Engelwurz, Rosmarin
Besinnsichlichkeit: Fichtennadeln, Orangenschalen, Nelken, Salbei, Zimt, Kardamom
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Fotocredits: RelaxResort Kothmühle