Selber Schnaps brennen
Mitten im Mostviertel
Die im Resort angeschlossene Brennerei wird heute noch von Seniorchefin und Edelbrennerin Marianne Scheiblauer erfolgreich betrieben. Das über Jahrzehnte erworbene Wissen wird in sympathischer Weise an Gäste weiter gegeben, die am Schnaps brennend interessiert sind. Beim Abenddinner werden die edlen Destillate von unserem geschulten Serviceteam gekonnt mit der Tischbrennerei gefertigt. Wir haben den spannenden Vorgang begleitet und Ivan über die Schulter geschaut.Furchtbar hantig
Zuallererst gibt es eine fundierte Einschulung, damit wir die Materie oder besser gesagt die Maische verstehen. Wie der Name unserer Region schon verrät, gibt es bei uns an die 300.000 Mostbirnbäume. Diese Birnen sind beim Essen auf gut mostviertlerisch „furchtbar hantig“ (zu deutsch: nicht zu essen), jedoch für die Most-, Saft- und Schnapsproduktion hervorragend geeignet. Das Obst, in unserem Fall Mostbirnen und Mostäpfel, wird gereinigt, zerkleinert und danach gemaischt, d.h. in ein Fass gegeben und zugedeckelt, wobei ein Spund für den optimalen Gasaustausch bei der Gärung sorgt. Bei exakter Temperatur dauert dieser Gärvorgang etwa 3-6 Wochen. Hier werden Zucker und Stärke in Alkohol umgewandelt..Die Schnapsbrennerei - flüssig erklärt
Brennend interessiert sind die Gäste spätestens, wenn Ivan endlich mit der Tischbrennerei beginnt. „Wir destillieren hier den Roh- oder Raubrand“, erklärt er, „dieser wurde bereits einmal gebrannt (aus zeittechnischen Gründen, sonst können wir bei der Nachspeise noch keinen edlen Tropfen kosten).“ Endlich wird das Feuer unter dem Kessel entzündet und die Erwärmung des Raubrandes beginnt. Dieser Vorgang wird in der großen Brennerei mindestens zwei Mal wiederholt, bis der edle Feinbrand entsteht. Da Alkohol einen geringeren Siedepunkt als Wasser hat, verdunstet dieser als Erstes und steigt in die Glocke (oder den Helm) auf, erklärt uns Ivan..Selber Schnapsbrennen am Tisch beim romantischen Wochenende.
Die Vorlaufzeit
Jetzt muss der Alkoholdampf nur noch im Eisbad abgekühlt werden, damit er wieder in flüssiger Form aus dem Kupfer- oder Steigrohr rinnen kann. Aber Achtung: Zuerst kommt der Vorlauf (Methylalkohol), den sollte man besser nicht trinken. Unsere Gäste überprüfen anhand einer Geruchsprobe den Vorlauf – sehr bestechend – allein das Brennen in der Nase sagt einem schon: Nicht zum Genuss geeignet!Das Herzstück
Jetzt kommt der Mittelteil oder das Herzstück, weil dieser Abschnitt des Brennens die hochwertigste Qualität hat. Wieviel Vorlauf und wieviel Nachlauf weggenommen wird, ist die große Kunst des Brennmeisters. Wir bestimmen es mit einer Alkoholwaage, bei 55 % ist Schluss. Danach kommt nur noch der sprichwörtliche Fusel.G'sundheit, sollst leben - im Finale werden auch die edlen Tropfen der Seniorchefin verkostet
Urgestein
Ist er jetzt endlich fertig? Um den optimalen Geschmack zu erreichen, wird der Edelbrand noch mit Urgesteinswasser auf Trinkstärke herab gesetzt. Noch hat der Feinbrand um die 70% Alkohol, das wäre für unsere Dessertbegleitung etwas zu heftig. In der Brennerei der Kothmühle, wo noch 17 andere Edelbrände von Marianne Scheiblauer gebrannt werden, wird das Destillat auf 42 Volumenprozent herabgesetzt. So lässt er sich nicht nur „leichter“ trinken, auch die Frucht kommt besser zur Geltung. Der „brandheiße“ Schnaps kommt nun in tiefgekühlte Gläser, damit er rasch seine finale Temperatur erreicht.G´sundheit, sollst leben!
Endlich darf angestoßen werden und Ivan erklärt noch den Trinkspruch für einen ordentlichen Mostbaron-Betrieb: G`sundheit, sollst leben! Im großen Finale werden dann noch der „Selbstgebrannte“ mit den noch viel edleren Tropfen unserer Seniorchefin gegenverkostet. Zum Glück haben alle ein romantisches Wochenende gebucht, eine Autofahrt wäre jetzt nicht mehr ratsam gewesen.Zum Angebot: Die Moststraße brennt >>
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Fotocredits
Doris Schwarz-König