Warum man im Mostviertel ständig über Most redet - Erklärungsversuch eines Hotels
Most, Most, Most
Zugegeben, wenn man die Moststraße im Mostviertel besucht, hat mans nicht leicht: Überall hin geht’s zum nächsten Mostheurigen, zum MostBirnHaus, zur Mostelleria, dann gibt es Mosttaufe, Mostwallfahrt, Tag des Mostes, Mostkirtag, Mostkost, Mostfest, Mostkönigin, Mostprinzessin, Mostschaumsuppe mit Birnenstrudel und Mostweckerl. Mostbraten, Mostessig, Mostpudding und Mostkekse.Dann gibt es noch Glühmost, Mostello, Mostplutzer, Mostbarone und ihre Gourmetmoste, den „Mostiman“ Triathlon, ein Mostwiki, mostropolis, Mostsommeliers, Mostwander- und radwege, Mostotheken, Mostviertler Romane wie „Die Mostschlinge“ und überall, ja wirklich überall, Kreisverkehre mit Birnen drin. Was steckt eigentlich hinter dieser Mostverschwörung?
Kurz erklärt: Was ist Most genau? Bei uns im Mostviertel vergären wir den Saft von Mostbirnen. Diese kommen von stämmigen Birnbäumen, die manchmal über 200 Jahre alt werden - es ist ein echtes Naturprodukt. Der Alkoholgehalt liegt normalerweise bei 6-8 % vol. alk.
Die Mostbirnen des Mostviertels - alles dreht sich um die Birne
Die schönsten Symptome
Um den Ursprung unserer schwerwiegenden Mostophilie zu ergründen, betrachten wir die Gourmetmoste der Mostbarone näher. Dabei handelt es sich um drei hochqualitative Birnenmoste, die einmal jährlich von den Mostbaronen im MostBirnHaus in Stift Ardagger cuvéetiert werden. Dazu werden jedes Jahr die besten reinsortigen Birnenmoste so vermengt, dass sich das typische Aroma-Säure Spiel der einzelnen Gourmetmoste ergibt.Der Anspruch an die Qualität der Moste ist so hoch, dass sie sich als Speisebegleiter in der hohen Gastronomie eignen. In der Kothmühle haben wir in unserer Mostbaronstube sogar eine Art „Altar“ für die Gourmetmoste geschaffen, weil wir Fans davon sind. Aber warum diese Verehrung? Warum Birnen im Kreisverkehr? Warum Birnenmuster im Teppich? Immerhin hat auch nicht jeder, dem Bier schmeckt, sein Haus mit einem Krügerl-Muster Wollteppich zugepflastert.
Der "Altar" für die Gourmetmoste in unserem Hotel in Niederösterreich
Land der Birnen
Man muss wissen, dass der Most bei uns in der Region schon einmal ganz groß war. Im 19. Jahrhundert wurde die Westbahnstrecke zwischen Wien und Salzburg gebaut und damit konnte der Mosthandel besonders florieren. Die über 3.000 Vierkanthöfe im Mostviertel sind unter anderem ein Symbol für diese Zeit – man sagt: „Diese Häuser hat der Most gebaut“.Die Streuobstwiesen, die Vierkanter, die Birnbaumzeilen auf den Hügelrücken – diese Dinge haben unsere Kulturlandschaft geformt und sind bis heute identitätsstiftend. Im 20. Jahrhundert hatte die Wertschätzung der Mostkultur jedoch quasi einen ziemlichen Durchhänger und wir waren im Inbegriff, Mostbaum und -plutzer ins Museum zu verbannen. Nur mutige Mostmenschen der Neuzeit konnten wieder eine Wende herbeiführen und dem Most wieder neues Leben einhauchen.
Die Gourmetmoste
Speerspitze am Mostolymp sind die drei Gourmetmoste „Brous“, „Preh“ und „Exibatur“. Sie greifen die alte Mosttradition wieder auf und entwickeln sie weiter. Für jeden Geschmack ist etwas dabei: Mild, mittel-kräftig und kräftig. Im Stilglas sieht man ihre helle, grüne Farbe mit leichtem Gelbton. Man genießt sie bei einer Temperierung von 8-10° Celsius.Brous | Brous [bro:s] die, pl.: Knospen - Knospe trifft Frische
Der „Brous“ (gelb) geht es milder an. Ihm werden grasige Noten, Zitrus- und Blütenaromen zugeschrieben. Sein Name ist ein alter Mostviertler Dialektausdruck für „Knospen“. Die Knospe ist ein Zeichen des Frühlings und der Brous badet seine Fangemeinde in diesem Sinnbild aus Jugend und Frische. Leichte Speisen sind angesagt.
Preh | Preh [pre:] der, -s: Stolz - Stolz trifft Eleganz
Die rote Etikettfarbe des „Preh“ trägt haarscharf denselben Farbton, wie das eleganteste Abendkleid beim romantischsten Candle Light Dinner. Darin eingekleidet sind Speckbirne, Stieglbirne, Dorschbirne und Grüne Pichlbirne, im ausgewogenen Säure-Frucht-Spiel. Der ebenfalls aus dem Dialekt stammende Ausdruck „Preh“ bedeutet „Stolz“ und steht für die Beziehung, die seine Schöpfer mit ihm führen.
Exibatur | Exibatur [exibatur] der, -s: Pflug, Ackergerät - Kraft trifft Erde
Der „Exibatur“ (violett) ist Schauplatz von sich überschlagender Inbrunst der Maskulinität. Man soll dabei nicht nur an Fleisch und Räucherwaren denken, sondern auch an Erde, Wildschwein und Motorsäge. Aus einer komplexen Wort- und Gerbstoffwolke tritt der kräftigste der drei Gourmetmoste hervor, der übersetzt „Pflug, Ackergerät“ bedeutet.
Die Erzeugung und Vermarktung von Qualitätsprodukten wie den Gourmetmosten ist ein ganz wesentlicher Teil eines gemeinsamen Miteinanders in der Region. Tolle Produkte aus der Mostviertler Mostbirne sind sinnstiftend für die Erhaltung und Pflege der Mostbirnbäume und somit unserer Kulturlandschaft. Wer Most trinkt, unterstützt eine ganze Wertschöpfungskette in der Region: Produzent_innen wenden hohe Standards an und erhalten eine staatliche Prüfnummer, Birnen werden mühevoll per Hand geerntet, Baumschulen forschen nach gutem Material, Fortbildungen zu Baumpflege und Pomologie finden statt.
Most ist mehr als ein Getränk. Alles dreht sich um die Birne, und das nicht nur im Kreisverkehr.
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Fotocredit:
- Frau unter Baum mit Mostglas: Weinfranz
- Gourmetmoste in Mostbaronstube im RelaxResort Kothmühle: Leuchtende Hotelfotografie
- alle anderen Fotos: Doris Schwarz-Koenig (schwarz-koenig.at)