B wie Blunzn - Das ABC des Mostviertler Superfoods
In vielen Fällen fehlen zwar wissenschaftliche Belege für gesundheitsfördernde Wirkungen, mit Sicherheit absprechen können wir diese Effekte den Superfoods aber nicht. Wir glauben jedenfalls daran, dass für jeden Menschen Nahrungsmittel existieren, die ihm oder ihr besonders gut tun und Teil einer ausgewogenen Ernährung sein sollten.
Uralter Bestandteil der Mostviertler Küche
Es gibt keine übergreifende, rechtlich bindende Definition des Begriffs "Superfood" – zu einem gewissen Teil bleibt es also Auslegungssache. Und nachdem uns anscheinend niemand mit Sicherheit sagen kann, was Superfood ist und was nicht, starten wir nun unsere eigene Liste: Das ABC des Mostviertler Superfoods! Die Voraussetzungen: Der Ursprung der Produkte soll maximal einen Tagesmarsch von uns entfernt sein und es muss Spaß machen beim Essen – sei es wegen besonderer gesundheitsfördernder Eigenschaften oder einfach nur wegen des Geschmacks.
Wir starten mit dem Buchstaben "B" und stellen einen uralten Bestandteil der Mostviertler Küche vor: Die Blutwurst alias "Blunzn". Besonders beliebt ist sie als Blunzngröstl mit Erdäpfeln, Sauerkraut und Kren, einfach nur als Aufschnitt oder auch in Knödeln oder Teigtaschen. Und obwohl man es auf den ersten Blick nicht vermutet, avancierte die Blutwurst im Jahr 2016 zumindest in den Medien zum Superfood: Britische Ernährungswissenschaftler haben die "Superwurst" vor allem wegen ihrem hohen Eisen- und Zinkgehalt für gesundheitsfördernd erklärt.
B wie Blunzn - Das ABC des Mostviertler Superfoods
Viele Nährstoffe, aber auch viel Fett
Blutwurst wird klassischerweise aus Schweineblut, Speck, Schwarte und verschiedenen Gewürzen hergestellt. Man kann dabei das bei der Schlachtung gewonnene Blut verwenden – so sorgte die Blunzn früher unter anderem dafür, dass das geschlachtete Tier ganzheitlich verwertet werden konnte. In der modernen Verarbeitung spielt das Blut selbst eine geringere Rolle. Soviel zur Herstellung. Aber wie verhält es sich nun wirklich mit den gesundheitlichen Wirkungen?
Wir fragen dazu Medizinjournalist Bernd Kerschner, Dozent an der Donau-Uni Krems und Redaktionsleiter von medizin-transparent.at. Seit fünf Jahren überprüft er den Wahrheitsgehalt von medizinischen Medien- und Werbebeiträgen. Auf unsere Blutwurst-Anfrage findet er schnell eine Antwort: Zur britischen Adelung der Blunzn als "Superwurst" finden sich keine Studien, die eine Ernennung zum Superfood ernährungwissenschaftlich untermauern würden. Irgendwie Schade.
Wir sehen trotzdem in der Nährwerttabelle nach: Bereits 100 Gramm Blutwurst enthalten mehr als den Tagesbedarf an Eisen und man findet in der Blunzn ein breites Spektrum an anderen Spurenelementen (vor allem Zink) und Mineralstoffen. Zudem ist der Eiweißgehalt mit 15 Prozent äußerst hoch. Andererseits ist doppelt so viel Fett wie Eiweiß enthalten und relativ viel Salz dabei. Das mittelprächtige Fazit: Viele Nährstoffe – aber auch viel Fett.
Blutwurst in der 4****-Gastronomie
Doch es geht in unserem Test ja nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um den Geschmack. Und der ist – obwohl die Blutwurst heutzutage nicht immer den besten Ruf genießt – hervorragend. Deshalb findet sich die Blunzn nicht nur am traditionellen Jausenteller, sondern ergänzt auch wunderbar das eine oder andere Gericht beim Candle Light Dinner. Küchenchef Wolfgang Draxler weiß, dass sie etwas Deftiges ist und setzt die Speise deshalb sehr gezielt ein.
Kombinationsmöglichkeiten gibt's dabei ohne Ende, wobei die Blunzn selbst meistens nur Nebendarstellerin ist. Zur Veranschaulichung kocht er uns ein feines Arrangement mit Fisch und Blunzn – Zanderfilet auf Erdäpfelrösti mit gebratener Blutwurst und Safransauce. Diese Delikatesse findet sich auch immer wieder mal im abendlichen Menüplan.
Unser Superfood-Fazit: Die Blutwurst ist ein wesentlicher Bestandteil der Mostviertler Küche und auch wenn die Ernennung zur "Superwurst" ernährungswissenschaftlich nicht unbedingt haltbar ist, machen für uns vor allem die regionale Tradition, der hervorragende Geschmack und die Idee der ganzheitlichen Verwertung die Blunzn eindeutig zum Mostviertler Superfood!
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Fotocredit:
RelaxResort Kothmühle