Allerheiligenstriezel selbst gemacht
Mühlen gab es im Mostviertel wie Sand im Meer, die Höfe entlang der zahlreichen Bäche tragen heute noch ihre Namen. Auch die Kothmühle war so eine. Diese Zeiten sind aber lange vorbei, so wurde unsere Mühle anno 1860 stillgelegt. Von den ganz wenigen, die uns bis heute erhalten blieben, liegt eine ganz in unsere Nähe, die Staudenmühle, nur drei Kilometer von der Kothmühle entfernt.
Das Bio-Mehl direkt aus der Mühle
Mein Anspruch, den Allerheiligenstriezel nicht einfach nur vom Bäcker zu holen, sondern ihn selbst zu backen, hat mich auf die Idee gebracht, der Familie Harreither (Staudenmühle) einen Besuch abzustatten. Also dort, wo das Getreide des Mostviertels noch nach traditionellem Handwerk gemahlen wird.
Meine liebe Frau ist zwar eine leidenschaftliche Köchin und Patissière, mag den Germteig aber nicht so besonders. „Was für ein Umschei**en!“ kann ihr da schon mal über die Lippen kommen. Also musste ich mir einen anderen Coach suchen, der mir zur Seite steht. Unser Sous Chef Christoph und meine Schwiegertochter Lisa waren sogleich zur Stelle, mich beim Germteig nicht ausrutschen zu lassen.
Ich mache Dampf
Wir beginnen also mit dem „Dampferl“, wie man es im Mostviertel nennt: der warmen Milch wird zuerst ein Ei und dann der Frischgerm untergerührt. Die Aktivierung des Germs erkennen wir eine Viertelstunde später an den Bläschen. Nun rühren wir Mehl, Salz, Zucker und Backmalz ein, bis der Teig einigermassen glatt wird. Wir kommen somit zur wichtigsten aller Fragen: „Rosinen, to be or not to be?“ Hier habe ich eine klare Meinung, „the more the better“, also kommt gleich eine Extraportion mit hinein!
Den Germteig gehen lassen
Wir decken den Teig mit einem frischen Geschirrtuch ab und harren der Wirkung des Germs. Nach ca. 30-45 Minuten hat sich der Teig mehr als verdoppelt. Nach einem kurzen Nachkneten teilen wir die Menge in die Hälfte, da unser Rezept zwei Striezel verspricht.
Nun werden wir kreativ
Einen Striezel wollen wir als geraden 4er-Zopf und den anderen als geschwungenen 6er-Zopf flechten. Wir kneten also die aufgeteilte Masse in etwa gleich lange Stränge, bevor wir ans Flechten herantreten.
Briochestriezel 4er-Zopf flechten
Der 4er-Zopf ist leicht erklärt und schnell gelernt: man lege die 4 Stränge nebeneinander und verbindet sie am oberen Ende. Strang vier wird über Strang zwei geführt und kommt somit zwischen Strang eins und zwei zu liegen. Nun nimmt man den ehemaligen Strang zwei und legt ihn über Strang drei nach rechts aussen. Das selbe wird nun von der anderen Seite getan: eins über drei, drei nach links. Das wiederholt man bis kein Teig mehr vorhanden ist. Das Flechten klappt bei mir auf Anhieb und lässt mich zufrieden lächeln.
Der 6er-Zopf ist eine eigene Wissenschaft
Nun aber kommen wir zum 6er-Zopf. Sämtliche Versuche, das Problem intuitiv zu lösen, scheitern kläglich. Es hilft nichts, wir müssen Youtube konsultieren. Ein Video, in dem der Zopf im Zeitlupentempo geflochten wird, bringt die Rettung. Ich versuche erst gar nicht, es zu verstehen sondern folge der Anweisung blindlings. Schön wird er nicht, aber es funktioniert.
Wir lassen die Striezel-Teiglinge ein wenig rasten, um dem Germ erneut die Möglichkeit zur Entfaltung zu gewähren, bevor mir meine Enkeltochter Valerie nun fleissig beim Anstreichen mit Ei und dem Draufsträuseln des Hagelzuckers hilft. Auch hier gilt: „the more the better“. Zuletzt kommen die vorbereiteten Backwaren nun also in den Heißluftofen, 180 Grad für 25 Minuten, so wie es das Rezept vorschreibt. Ich liebe es, wenn die Dinge eine gute Farbe annehmen, aber das war definitiv zu viel des Guten. Wir reduzieren zwischenzeitig die Temperatur auf 160 Grad.
Was nun tun mit meinen Prachtexemplaren? Den Patenkindern schenken, wie es im Mostviertel seit Jahrhunderten der Brauch ist, oder doch der unverbesserlichen Naschkatze nachgeben, die ich nunmal bin?
Wir wünschen gutes Gelingen beim Nachbacken, hier finden Sie unser Allerheiligenstriezel Rezept:
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Fotocredit: Hausansicht Staudenmühle: Fam. Harreither, alle anderen Hotel Kothmühle GmbH